Bürgermeister Michalzik zum Krieg in der Ukraine und zur Aufnahme von Flüchtlingen:

"Diese Aufgabe für uns wird sehr groß und langwierig sein" – Große Solidarität ist erkennbar

Immer mehr Menschen aus der Ukraine fliehen vor russischer Kriegsgewalt. "Auch in Wickede gibt es private Hilfsaktionen, um Freunde oder Verwandte aus der Ukraine direkt hier aufzunehmen und großartige Solidaritätsaktionen wie die Kuchentheke in Echthausen oder das Schützen-Konzert am Mittwoch", stellt Bürgermeister Martin Michalzik fest: "Das zeigt eine große Solidarität, die mich bewegt, und die sicher nur der Anfang ist."

Zugleich unterstreicht er, "jede Hilfe wirkt nur, wenn sie geordnet erfolgt. Daher bitten wir, die Hilfe in der Ukraine und in Polen den großen, professionellen Hilfsorganisationen zu überlassen und mit Geldspenden zu helfen."

Für die örtliche Hilfsbereitschaft komme es darauf an, eine andere Perspektive einzunehmen: "Wir in Wickede (Ruhr) müssen uns jetzt – wie alle Städte und Gemeinden  - darauf einstellen, dass der Krieg in der Ukraine und die Flucht von dort eine viel größere Aufgabe der langfristigen Unterbringung und Eingliederung, der Menschen die kommen, auslösen wird als es die Flüchtlinge aus 2015/16 waren und noch sind. Man kann leider heute nicht ausschließen, dass es näher an den Größenordnungen von Flucht und Vertreibung nach dem Zweiten Weltkrieg ist."

"Das sind die Realitäten: Eine sehr große Zahl Menschen wird kommen und sehr lange bleiben, wenn nicht noch ein Wunder in diesem Krieg geschieht. Es geht dann nicht um Unterkunft für sieben Wochen, sondern eher um siebzig Monate oder sieben Jahre. Daher müssen wir die Perspektive auf Integration ab Tag 1 richten. Das muss unser Handeln vom Anfang an steuern."

Die russische Kriegsführung scheint darauf abzielen, so informierte jetzt Regierungspräsident Vogel in einer Videokonferenz für die Bürgermeister, ganze Landstriche unbewohnbar zu machen. Das stellen die UN-Hilfsorganisationen vor Ort bereits fest. Schlimmstenfalls würde davon ein Viertel der Wohngebiete der ukrainischen Bevölkerung betroffen sein, die derzeit rund 41 Mio. Menschen zählt. Im Fall einer russischen Besetzung würde ein zusätzlicher Exodus einsetzen. Auch ist festzustellen, dass inzwischen schon 100.000 Menschen aus Russland selbst Asyl in der EU beantragt haben, um den neuesten Repressionen Putins und einem drohenden Kriegsrecht zu entkommen. "Umso mehr müssen wir planvoll handeln. Darauf haben wir uns heute im Kreis aller Bürgermeister im Kreis Soest mit Landrätin Irrgang und im Regierungsbezirk mit dem Regierungspräsidenten verständigt."

"Konkret bedeutet das, dass ich die Wickederinnen und Wickede hier bitte, zu überlegen und uns mitzuteilen, wie, wo und mit welchen Angeboten sie nicht nur sofort, sondern auch morgen und übermorgen helfen können und möchten", erklärt Michalzik.

Dazu richtet die Gemeindeverwaltung auf ihrer Internetseite jetzt Online-Formulare ein. Hier können Unterkünfte mitgeteilt werden. Die Gemeinde Wickede (Ruhr) wird versuchen, zugewiesene Geflüchtete aus der Ukraine vorrangig in angebotenen Privatunterkünften unterzubringen.

Zum anderen können weitere Hilfsangebote wie Sachspenden, Übersetzungen, Hilfe beim Einrichten oder Behördengängen gemeldet werden. "Wir bitten alle, die Hilfsbereitschaft auf eine lange Perspektive einzustellen", unterstreicht der zuständige Fachbereichsleiter Ingo Regenhardt. "Wir werden bald und schrittweise, so wie es nötig ist, auf Ihre Angebote eingehen."

Weiter gibt es ein Online-Formular, um privat aufgenommene Ukrainer der Gemeinde mitzuteilen. "Diese Nachricht ersetzt nicht das offizielle Anmeldeverfahren, aber wir möchten freiwillig mehr als üblich erfassen, um die neuen Bürger rasch zu erreichen", erläutert David Adrian aus dem Fachbereich Soziales. Als Nächstes könnte eine Jobbörse möglich sein. "So lange die Flüchtlinge nicht in Frieden ihre Heimat wieder aufbauen können, ist hier ihre Mitarbeit im Handwerk, in der heimischen Industrie oder in sozialen Diensten sicher sehr wertvoll", ist Bürgermeister Michalzik überzeugt.

Das Rathaus richtet einen Arbeitsstab ein, zusätzlich wird Bürgermeister Michalzik die Fraktionssprecher kurzfristig zusammenrufen. Überlegt wird im Rathaus aus, in nächster Zeit Vereine, Kirchengemeinden und andere Gemeinschaften zum Austausch einzuladen, "um sich miteinander zu orientieren, wie unsere Kräfte zur Solidarität schon aufgestellt sind und wo noch offene Fragen liegen."

Die Gemeindeverwaltung bedankt sich bei allen, die sich bereits engagieren oder noch helfen wollen. Alle Informationen stellt das Rathaus hier bereit.